Dietmar Zöller

24.04.25 Aus meinem Tagebuch

24.04.25
Aus meinem Tagebuch

 

Mir geht so vieles durch den Kopf, aber ich möchte niemanden vor den Kopf stoßen. Ich bekomme so viele unterschiedliche Meinungen über Autismus zu hören, dass mir der Kopf schwirrt, und ich zu zweifeln beginne, ob meine Sicht des Problems berechtigt ist. Aber dennoch weise ich selbstbewusst darauf hin, dass ich es war, der den Rat gab, man möge in der allernächsten Umgebung nach den vermissten Kindern suchen. Und nun liegt ein Ergebnis vor: sowohl Arian aus Bremervörde als auch Pawlos aus Weilheim haben bald nach ihrem Verschwinden das Zeitliche gesegnet. Die aufwändige kostspielige Suche nach den vermissten Kindern hätte viel früher beendet werden können, wenn man die nächste Umgebung der Wohnorte, wo die Kinder zu Hause waren, sorgfältig durchkämmt hätte.

Die Angehörigen müssen Schreckliches durchgemacht haben. Ungewissheit ist schwerer zu verkraften als eine Todesnachricht, die es möglich macht zu trauern und Abschied zu nehmen. Meine Trauer um Arian aus Bremervörde und Pawlos aus Weilheim ist aufrichtig. Aber wird man aus diesen prominenten Fällen lernen? Werden Angehörige und Verantwortliche begreifen, wie gefährdet autistische Personen sind. Was sich in den Gehirnen dieser Menschen abspielt oder nicht abspielt, ist viel zu wenig bekannt. Mit außergewöhnlichen Intelligenzleistungen oder rmit einer Einschränkung von intellektuellen Möglichkeiten hat das alles sehr wenig zu tun. Darüber können auch neumodische, wohlklingende Begriffe wie Neurodiversität nicht hinwegtäuschen. Ich bezeichne mich selbstbewusst als Autist und fühle mich denen verbunden, für die eine Diagnose aus dem Autismus-Spektrum passt. Aber mit 55 Jahren erlebe ich hautnah, dass ich als Fremder wahrgenommen werde. Mir sind in letzter Zeit immer wieder Buchtitel in den Sinn gekommen, die auf das Fremdsein autistischer Menschen hinweisen. Ich zähle einfach die Buchtitel auf ohne die Literaturangaben hinzuzufügen.

 

    • "Ich könnte verschwinden, wenn du mich berührst. Erinnerungen an eine autistische Kindheit" von Donna Williams
    • "Ich will kein in mich mehr sein" von Birger Sellin
    • "Ich Deserteur einer artigen Autisten Rasse" von Birger Sellin
  • "Buntschatten und Fledermäuse" von Axel Brauns
    • "Ein richtiger Mensch sein" von Gunilla Gerland
  • "Sterne, Äpfel und rundes Glas" von Susanne Schäfer
  • "Wenn ich mit euch reden könnte" von Dietmar Zöller
    • "Ich gebe nicht auf" von Dietmar Zöller
    • "Ich Igelkind" von Katja Rohde
  • "Wie soll ich sprechen, wenn meine Lippen sich nicht bewegen?" von Tito Mukhopadhyay
    • "Ein guter Tag ist ein Tag mit Wirsing" von Nicole Schuster
  • "Und dass jeden Tag Weihnachten wär" von Christine Preißmann
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    • "Ein Kaktus zum Valentinstag" von Peter Schmidt
    • "Der Unheimliche Fremdling: das autistische Kind" von Carl Delacato
    • "Hört mich denn niemand" von Sean Barron
    • "Nichts geht automatisch" von Dietmar Zöller
    • "Autismus und Körpersprache" von Dietmar Zöller
    • "Schreiben ist eine gute Medizin" von Dietmar Zöller
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