Dietmar Zöller

Zumutung


31.05.22

Das Wort Zumutung kreist in meinem Kopf herum und ich überlege, was mir das Wort sagen will. Der Wortstamm Mut beschäftigt mich, solange ich lebe, aber immer waren mit dem Wort Mut Forderungen und Ansprüche verbunden, für die ich nicht immer die Kraft hatte, sie zu erfüllen.

Wenn ich nun an das Wort „Zumutung“ denke, fallen mir andere Personen ein und ich denke weniger an mich.

Da ist die Mutter, die bis zur Selbstaufgabe das erwachsene Kind unterstützt, schlaflose Nächte, Nachlass der Kräfte, Schwindelgefühle, Schmerzen ohne Ende, aber zum Glück ist nichts gebrochen. Manche Tage sind eine Zumutung.

Aber da ist auch noch jemand, der sich damit abfinden muss, dass er schwerstpflegebedürftig wurde. Aufstehen und zum Badezimmer laufen, der Wunsch wird übermächtig, aber die Kraft reicht nicht aus, gefährliche Situationen, denn der alte Mann vergisst, dass er gar nicht mehr aufstehen kann. Ich fühle mit und erlebe das Leben, das ihm auferlegt wird, als Zumutung,

Und da sind die Pflegekräfte, immer unter Druck, immer in Gedanken schon beim nächsten Menschen, der sie dringend braucht. Das gewöhnliche Arbeitsleben als Zumutung.


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