Dietmar Zöller

Wie die Zeit vergeht


05.08.21

Die Schritte waren zaghaft und ohne Kraft.
Die Beine hatten Mühe den Körper zu balancieren,
doch aufrecht trug er seinen großen Kopf in dem Nerven durcheinander purzelten,
die ihre Verbindungen nicht halten konnten.
Seine Schritte wurden größer,
aber langsam bewegte er sich durch sein kindliches Dasein.
Er begann sich zu spüren und realisierte, dass er nicht allein war.
Es gab Menschen um ihn herum, die ihn bedeutungsvoll ansahen, aber nicht wagten ihn anzusprechen.
Er verstand ihre Sprache, aber seine Antworten verstanden sie nicht.
Warum versteht niemand, dass ich dazugehören möchte?
Warum nur schaffe ich es nicht, mich in ihre Kreise zu drängen?
Ich dachte und fühlte und redete in der Stille, 
wo keiner mich hörte.
Ich begann zu fragen, warum ich anders war, aber eine Antwort gab es nie.
Ich begann zu überlegen, warum ich leben musste.
Meine Gedanken waren nicht altersgemäß, sie stocherten in den tiefsten Tiefen der Lebensfragen.
Ich blieb ein einsames Kind, das niemand verstand, und ich wurde ein einsamer Jugendlicher,
der nichts konnte als Denken und Phantasieren.
Ich begann zu träumen vom wirklichen Leben, als ich noch nicht wusste, was Wirklichkeit ist.
Ich schrieb auf, was ich dachte, erlebte und fühlte.
War das mein Leben, war das die Wirklichkeit?
Würde auch nur einer verstehen, wer ich wirklich war?
Mit Riesenschritten eilte ich durch das Leben, ohne produktiv zu werden.
Ich verwirklichte, was ein Schulleiter dachte: keine verwertbare Leistung.
Und nun bin ich ein Mann, der die Lebensmitte überschritten hat.
Mein Fazit: Zu einer verwertbaren Leistung habe ich es noch immer nicht gebracht.


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